Stolbur
Die Stolbur-Erkrankung bei Zuckerrüben wird in Deutschland umgangssprachlich als „Gummirübe“ bezeichnet. Der Erreger ist das Phytoplasma Candidatus phytoplasma solani. Das Phytoplasma wird wie der Erreger von SBR in erster Linie durch die Schilfglasflügelzikade Pentastiridius leporinus übertragen.
Phytoplasmen sind als gefährliche Erreger von zahlreichen Pflanzenkrankheiten in der Landwirtschaft und im Gartenbau weltweit bekannt. Phytoplasmen gehören zur Gruppe der Bakterien, sie sind aber zellwandlos, wesentlich kleiner und bilden damit eine eigene Gattung innerhalb der Prokaryoten (Zellkernlose Mikroorganismen).
Stolbur wurde in Deutschland in Zuckerrüben das erste Mal 2023 in größerem Ausmaß festgestellt. Es fielen im September welkende Rüben mit gummiartiger Konsistenz auf, die Wurzelspitze ließ sich verbiegen, die Rüben konnten leicht aus dem Boden gezogen werden. In der Regel trat Stolbur zusammen mit SBR auf.
Die Phytoplasmen gelangen durch das Saugen der erregerbelasteten Zikaden an den Rübenblättern in den Saftstrom der Pflanze. Sie vermehren sich im Phloem (Hauptleitgewebe für Assimilate, Nährstoffe, Phytohormone) und blockieren den Transport. Da weniger Wasser in die Pflanze transportiert werden kann, verliert die Rübe ihre Spannkraft und Festigkeit (Turgordruck der Zellen).
Symptome:
- Symptome erscheinen ab Ende August im Feld.
- Der Blattapparat beginnt zu welken und stirbt ab.
- Rüben sitzen locker im Boden.
- Rüben lassen sich leicht aus dem Boden ziehen.
- Die Wurzelspitze läßt sich verbiegen (Gummirübe).
- Die Wurzelspitze fault (Sekundärerreger).
Im Gegensatz zu den SBR-Bakterien, werden die Stolbur-Phytoplasmen nicht an die Zikaden-Nymphen weitergegeben. Allerdings können die Nymphen, wenn sie an infizierten Rüben fressen, das Phytoplasma wieder aufnehmen. (siehe Zikadenkreislauf unter SBR)
Bekämpfung (-> siehe SBR)
- Tolerante Sorten: Die derzeitigen SBR-toleranten und SBR-stabilen Sorten sind auch für den Anbau unter Stolburbefall geeignet. (z.B. Chevrolet, Michelangelo von Strube)