Umbruchentscheidung
Den Fall hat schon der eine oder andere Zuckerrübenanbauer erlebt – unbefriedigende Bestandesdichten. Die Ursachen dafür können vielfältig sein, vom Saatgut über die Saatbettbereitung bis zu Frost, Hagel, Starkregen, Verschlämmung, Schnecken und Bodeninsekten.
Ein Umbruch kommt jedoch nur in Frage, wenn eine Bestandesdichte von 40.000 oder weniger Pflanzen pro Hektar zu erwarten ist. Anderenfalls wären die Verluste durch die verloren gegangene Vegetationszeit zu groß. Aus diesem Grund ist primär wichtig, die verbleibende Bestandesdichte möglichst früh und korrekt zu erfassen. Diese ist hinsichtlich einer Umbruchentscheidung bestimmend.
Das Ermitteln der Bestandesdichte ist einfach:
Bei 45 cm Reihenabstand wird eine Strecke von 11,10 m zwischen zwei Reihen abgemessen. Alle aufgelaufenen Rüben in diesen beiden Reihen werden gezählt
Bei 50 cm Reihenabstand ist die Vorgehensweise die Gleiche, allerdings mit einer Zählstrecke von 10 m.
Das Ergebnis wird mit 1000 multipliziert und ergibt die Bestandesdichte in Pflanzen pro Hektar. Um einen repräsentativen Überblick über einen gesamten Schlag zu erhalten, sollten die Zählungen über den Schlag verteilt mehrfach wiederholt werden. Es empfiehlt sich, die Zählstrecken zu markieren. So kann durch erneute Zählung der gleichen Strecken, etwa zwei Tage später, festgestellt werden, ob der Bestand stagniert oder ob Zuwachs stattfindet.
Bestandesdichten bis hinunter auf 40.000 Pflanzen pro Hektar sollten nicht automatisch umgebrochen werden. Zuerst sollte festgestellt werden, ob es sich bei der mangelhaften Fläche nur um eine Teilfläche oder einen ganzen Schlag handelt. Weiterhin sollte mehrfach die gleiche Strecke im Abstand von zwei oder drei Tagen gezählt werden, um festzustellen, ob noch Zuwachs erfolgt.
Bei Beständen über 40.000 Pflanzen pro Hektar, die gleichmäßig verteilt sind, ist es oft sinnvoll, sie stehen zu lassen. Ist der Bestand allerdings sehr unregelmäßig, kleiner als 40.000 Pflanzen pro Hektar und erfolgt kein Zuwachs mehr, sollte mit dem Umbruch und einer Neuanlage nicht zu lange gezögert werden, denn jeder Tag kostet Ertrag.
Im Bild oben: 40.000 Pflanzen je Hektar Mitte Mai und 4 Wochen später
Ist die Entscheidung zum Umbruch gefallen, sollte die Umsetzung entschlossen und schnell erfolgen. Bei Neusaaten innerhalb von 15 Tagen sind die dadurch zu erwartenden Verluste geringer als die durch den mangelhaften Bestand. Mit jedem weiteren Tag des Wartens jedoch wird es sinnvoller, den mangelhaften Bestand, wenn er einigermaßen gleichmäßig ist, stehen zu lassen.
Möglicherweise entstehen hierdurch höhere Kosten durch intensiveren Herbizideinsatz, der nötig wird, um das durch die geringere Bodenbedeckung in Vorteil kommende Unkraut in Schach zu halten. Gleichzeitig ist es wahrscheinlich, dass etwas höhere Rodeverluste durch ungleichmäßige Rüben entstehen. Diese Parameter sind von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich einzuordnen. Hier ist die Erfahrung des Betriebsleiters von besonderer Bedeutung.