SBR

Das "Syndrom basse richesse" (SBR) wird im Deutschen als Syndrom des niedrigen Zuckers bezeichnet. Die Krankheit wird durch die Schilfglasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) ausgelöst, indem sie das Bakterium Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus in die Pflanzen überträgt. Die Ertragsverluste können erheblich sein.

SBR wurde 1990 das erste Mal im französischen Burgund beobachtet. Die Krankheit bahnte sich ihren Weg über die Schweiz nach Süddeutschland. 2009 wurden in Baden-Württemberg erstmals Schilfglasflügelzikaden in Zuckerrüben beobachtet. Seit 2018 kommt es zu beträchtlichen Ertragsminderungen im Einzugsbereich der Zuckerfabriken Offenau, Offstein und Ochsenfurt.

Überträger der bakteriellen Krankheit ist die Schilfglasflügelzikade. Sind die Zuckerrüben mit dem bakteriellen Erregerkomplex (ein Proteobakterium und ein Phytoplasma) infiziert worden, dann vermehren sich die Erreger und verstopfen die Leitbahnen der Pflanzen. Es kommt zu einem gestörten Nährstoffhaushalt. An den Blättern bilden sich Chlorosen, im Krankheitsverlauf sterben die Blätter ab. Der Blattneuaustrieb kostet die Zuckerrübe viel Energie, die sie aus dem eingelagerten Zucker gewinnt. 

Symptome:

  • Blattchlorosen (Gelbe Blätter, Vergilbung)
  • Blattnekrosen (Absterben von Blattgewebe)
  • Absterben ganzer Blätter
  • Verbräunung der Gefäßbundelringe im Rübenkörper
  • Blattneuaustrieb von lanzettlich verformten Blättern
  • Verluste im Zuckergehalt von bis zu 5 % absolut
  • Verringerung des Rübenertrages
     

Bekämpfungsmöglichkeiten:

  • Insektizide: Sie stellen keine Lösung dar, denn der Wirkungsgrad liegt unter 50 Prozent.
  • Tolerante Sorten: In Screenings und in Feldprüfungen mit verschiedenen zugelassenen Zuckerrübensorten konnten Unterschiede hinsichtlich ihrer Anfälligkeit gegenüber SBR festgestellt werden. Einige Sorten zeigten ein tolerantes Verhalten gegenüber der Krankheit, sodass in Zukunft eine gezielte Selektion von toleranten Genotypen erfolgversprechend ist. Im neuen SV-SBR des IfZ werden die entsprechenden Sorten getestet. Von Strube sind das zurzeit die Sorten Chevrolet und Michelangelo.
  • Unterbrechung des Entwicklungszyklus/Fruchtfolge: Die Zikaden entwickeln sich im Winterweizen und fliegen von dort in die Zuckerrübenschläge. Eine veränderte Fruchtfolge mit Winterroggen statt Winterweizen konnte laut französischen Studien den Befall um 30 Prozent minimieren.

    Grafik unten: Die Schilfglasflügelzikade lebt ober- und unterirdisch. Weil ein Großteil ihres Lebenszyklus im Boden an den Pflanzenwurzeln stattfindet, ist sie sehr schwer zubekämpfen. Die Nymphen entwickeln sich im August nach der Eiablage im Boden an den Rübenkörpern und ernähren sich von den Wurzeln. Sie überwintern im nachfolgenden Winterweizen. Im Frühjahr wird ihre Entwicklung abgeschlossen. Die adulten Zikaden wandern aus dem Boden und fliegen ab Mai in die benachbarten
    Rübenschläge.