Landwirt im Traktor beim Drillen der Zuckerrüben

Rizomania

Rizomania

Die Viröse Wurzelbärtigkeit - Rizomania - ist die wichtigste Krankheit im Zuckerrübenanbau und tritt weltweit auf. Schaderreger ist ein Virus, das durch einen bodenbürtigen Pilz in die Zuckerrübenpflanzen übertragen wird. Die Pflanzen reagieren mit erheblichen Rückgängen in Ertrag und Qualität. 

Die Rizomaniakrankheit und ihre Symptome sind in den vergangenen Jahren in Vergessenheit geraten. Vor 40 Jahren jedoch stellte die Viröse Wurzelbärtigkeit den Zuckerrübenanbau in Frage, denn die erkrankten Pflanzen reagieren mit erheblichen Rückgängen in Ertrag und Qualität. Eine chemische oder biologische Bekämpfung der Krankheit ist nicht möglich. Die einzige wirksame Maßnahme gegen Rizomania ist der Anbau resistenter Sorten. Rizomaniaresistenz ist heute Standardausstattung einer Zuckerrübensorte.

Aus Nachbarländern wie den Niederlanden, Belgien, Österreich u.a. wird zurzeit über ein erneutes Erscheinen der Rizomaniasyptomatik berichtet. Grund ist ein sehr starker Rizomaniadruck. Vereinzelt konnten Resistenzbrüche nachgewiesen werden. Das Virus wurde durch Mutation verändert. Die in der Pflanze verankerte spezifische Resistenz kann überwunden werden.

In Deutschland sind besonders im Süden zunehmend Flächen mit starkem Rizomaniadruck zu beobachten. Der Grund für die Verstärkung des Rizomaniadruckes ist die globale Temperaturerhöhung (Klimaveränderung). Die Umweltbedingungen für die Vermehrung des Schaderregers verbessern sich. Hier war die Zuckerrübenzüchtung in der Lage, schnell Sorten zu entwickeln, die neben dem klassischen Rz1-Gen (Rizomaniaresistenz-Gen) noch weitere Resistenzquellen in der DNA der Zuckerrüben aufweisen. Damit wird das Toleranzniveau einer Sorte erhöht und auch die Gefahr einer Resistenzüberwindung reduziert.

Die Rizomania ist eine Viruserkrankung: Das Aderngelbfleckigkeitsvirus (Beet Necrotic Yellow Vein Virus - BNYVV) wird durch den bodenbürtigen Pilz Polymyxa betae in die Zuckerrübenpflanzen übertragen. Das stäbchenförmige Virus ist auf den Bodenpilz als Vektor angewiesen. Der Name „Rizomania“ stammt aus Italien und bedeutet Wurzelbildungssucht - es wurde eine Wurzelbärtigkeit ohne Nematoden beobachtet. In der Rübe konnte ein Virus nachgewiesen werden. Erstmals isoliert wurde das Virus 1969 in Japan und als Beet Necrotic Yellow Vein Virus (BNYVV) bezeichnet. Das Symptom der Aderngelbfleckigkeit findet man jedoch bei den befallenen Rüben selten.

Die für die Virus-Übertragung verantwortlichen Zoosporen (Träger des Virus) des Pilzes entlassen ihr Zytoplasma in eine Wirtszelle (Rübenwurzelzelle). Ist das Virus in eine Zelle eingeschleust, führt dies zu einem Prozess des Wurzelabsterbens und der fortlaufenden Wurzelneubildung (Wurzelbärtigkeit). Damit wird eine normale Entwicklung der Rübe verhindert. Bei schwerstem Befall kann es zum Verholzen der Wurzel kommen. Der Pilz selbst ruft keine Schädigung an der Rübenpflanze hervor. Die Entwicklung des Virus verläuft optimal bei einer Bodentemperatur von etwa 25°C, unter 15°C sind die Entwicklungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Für die Fortbewegung (Verbreitung) der Zoosporen im Boden ist der normale Bodenwassergehalt ausreichend. Zudem kann das Virus in den dickwandigen Dauersporen des Bodenpilzes bis zu 25 Jahre lang im Feld überdauern. 

 

Wie ist die Rizomania zu erkennen?

  • Im Feld treten ab Juli Pflanzen oder Nester mit fahlgrün bis gelblich verfärbtem Rübenblatt auf. Seltener finden sich auf den Blättern helle, unregelmäßige Flecken entlang der Blattadern ("Aderngelbfleckigkeit").
  • Bei Feuchtigkeit zeigen die Blätter eine aufrechte bis starre Haltung, bei Trockenheit liegen die äußeren Blätter flach auf dem Boden.
  • Der Rübenkörper ist zum Teil erheblich kleiner, meist mit einer Einschnürung im unteren Teil. 
  • Die Seitenwurzeln sind auch außerhalb der Wurzelrinne erheblich vermehrt und bilden den sogenannten Wurzelbart.
  • Im Schrägschnitt durch den Rübenkörper sind deutlich die gelblich bis dunkelbraun verfärbten Gefäßbündelringe zu erkennen.
  • Im späten Stadium der Krankheit kommt es zu einer Vermorschung der Hauptwurzel.
  • In der Pflanze sind bei der Analyse der Inhaltsstoffe an befallenen Pflanzen folgende Veränderungen festzustellen: der Zuckergehalt ist verringert, der Gehalt der Rübe an Amino-N ist normal oder sogar leicht geringer; Natrium und Kalium sind dagegen in höheren Konzentrationen zu finden.
  • Sicherer Rizomanianachweis: Der eindeutige Nachweis des Aderngelbfleckigkeitsvirus erfolgt über einen Antikörper-Nachweis im Preßsaft der Wurzeln, dem sogenannten ELISA-Test. Der ELISA-Test weist unmittelbar das Virus nach und ist somit ein sicherer Nachweis für Rizomania auf dem Feld oder im Biotest.

 

Dr. Michael Stange und Anton Messerer zeigen Starke Rizomania im Feld und neue resistente Sorten von Strube. (Video YouTube)
Im südbayerischen Versuchsfeld sprechen wir über Cercospora und standortangepasste tolerante Sorten. (Video YouTube)