Bodenbearbeitung

Ziel der Bodenbearbeitung zu Zuckerrüben ist es dem weitverzweigten Wurzelsystem und dem voluminösen Rübenkörper einen optimalen Wachstumsraum zu schaffen. Zuckerrüben können unter fördernden Bedingungen in bis zu 3 Meter Tiefe hinabwurzeln und gelangen dort an die wasserführenden Schichten.

Der zuckerspeichernde Rübenkörper bildet sich in einer Tiefe bis zu 30 cm aus. Beidseitig entlang der Wurzelrinnen entwickelt die Rübe ein weitreichendes horizontal ausgerichtetes Feinwurzelsystem aus. Nach unten hin wird der Rübenkörper immer dünner, die Pfahlwurzel wächst tief in den Boden hinein und verzweigt sich. Mit ihren zahlreichen Seitenwurzeln und Verzweigungen erschließt die Rübe mit diesen Wurzeln große Aareale im Unterboden. Trockene Frühjahre fördern bei Rüben ein Wurzelwachstum in die tieferen, wasserführenden Bodenschichten hinein.

Die Bodenbearbeitung sollte den ungestörten kapillaren Wasseranstieg vom Unterboden bis zum Saathorizont unterstützen. Gleichzeitig muss das von oben eindringende Wasser in die Tiefe abgeführt werden können. Sauerstoff und Wärme sollten ungehindert aus der Atmosphäre in den Boden eindringen können. Gleichzeitig sollte das von den Wurzeln gebildete Kohlendioxid entweichen können. Entscheidend dafür ist ein günstiges Porensystem.

Optimales Wurzelwachstum

Poren oder Zwischenräume entstehen natürlicherweise bei der Aneinanderlagerung der festen Bodenbestandteile. Variierende Anteile der unterschiedlich großen Bodenpartikel Sand, Ton sowie Schluff und Lehm bilden die individuelle Bodenart. Zusammen mit Wasser, Luft und organischer Substanz entstehen Bodenaggregate. Die Gesamtheit bildet das Bodenvolumen. Anordnung und Struktur der Bodenbestandteile erzeugen ein System miteinander verbundener Poren. Das Porensystem ist entscheidend für die Bodenfruchtbarkeit und das Pflanzenwachstum. Art und Intensität der Bodenbearbeitung sollten deshalb angepasst auf Bodenart und -feuchte, sowie maßgerecht auf die anzubauende Kulturpflanze und deren Wurzelsystem sein.

  • Grobporen
  • Mittelporen
  • Feinporen
  • Wurzelwachstum

Grobporen

Grobporen haben einen Durchmesser ab 10 µm aufwärts. Grobporen dienen der Wasserführung sowie dem Sauerstoff- und Kohlendioxidaustausch. Grobporen bieten den Wachstumsraum für Fein- und Grobwurzeln.

  • Regenwasser wird durch Grobporen in tiefere Bodenschichten abgeleitet. Die Größe der Grobporen bestimmt dabei die Drängeschwindigkeit. Grobporen sollten idealerweise ein vertikal verbundenes Röhrensystem erzeugen. 
  • Wasserstau behindert die Wurzelatmung. Es gelangt unzureichend Sauerstoff in den Boden zu den Wurzeln, das von den Wurzeln abgegebene Kohlendioxid kann nicht entweichen. Rüben verkümmern und sterben schnell ab, wenn sie nur ein paar Tage in gestautem Wasser standen. Auf feuchten Böden und in nassen Jahren entwickeln sich typische Wurzelfäulen. Auch ein "Stehenbleiben" der Rüben kann auf einen gestörten Gasaustausch hindeuten.

Mittelporen

Mittelporen haben einen Durchmesser von 0,2 bis 10 µm. Dadurch werden Kapillarkräfte wirksam und Wasser bleibt entgegen der Schwerkraft in den Poren haften. Das Wasser in den Mittelporen ist pflanzenverfügbares Wasser. Mit Hilfe der Wurzelhaare durchdringt die Pflanze die weiteren Mittelporen und nimmt Wasser und Nährstoffe auf.

Schluff- und Humusanteil fördern die Ausbildung von Mittelporen.

Feinporen

Feinporen sind unter 0,2 µm im Durchmesser groß. Die Kapillarkräfte sind so stark, dass die Saugspannung der Wurzeln nicht ausreicht das Wasser zu lösen. Das „Totwasser“ sorgt zusammen mit Tonpartikeln für die Tragfähigkeit der Böden. Erst bei starker Trockenheit wird auch dieses Wasser entzogen und verdunstet. Pflanzenwurzeln und auch Wurzelhaare sind zu dick um in die Feinporen hineinwachsen zu können. Feinporige Böden sind durch höhere Tongehalte gekennzeichnet.

Wurzelwachstum

Pflanzenwurzeln und Wurzelhaare haben einen Durchmesser ab 5 µm (=0,005 mm) und höher. Sie können nur die Grobporen und in die weiteren Mittelporen der Böden durchdringen.

  • Die sehr feinen Wurzelhaare haben einen Durchmesser von 5 bis 20 µm und können somit die weiteren Mittelporen durchwurzeln. Wurzelhaare bilden sich hinter den Spitzen der Feinwurzeln während des  Wachtums laufend neu und sterben schnell wieder ab. Vorrangig die Wurzelhaare versorgen die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen.
     
  • Feinwurzeln bis zu 2 mm Durchmesser, sowie Grobwurzeln ab 2 mm Dicke durchwurzeln die Grobporen der Böden. Hier findet der Gasaustausch der Wurzeln mit der Atmosphäre statt. Sauerstoff wird zu den Wurzeln hinabgeführt und aufgenommen. CO2 wird bei der Wurzelatmung abgegeben.      

Für das bloße Auge sichtbar werden Strukturen ab 0,2 mm Größe. Das entspricht 200 µm bzw. Mikrometer.