3. September 2019 | Klima schützen, aber wie?
Die Auswirkungen des Klimawandels werden der Landwirtschaft in diesem Jahr schmerzlich vor Augen geführt. Ein zweites extrem niederschlagsarmes Jahr in Folge verdeutlicht Probleme, die sich nach den Modellberechnungen von Klimaexperten zukünftig häufen sollen. Am 8. August ist ein Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC) veröffentlicht worden. Es wurden die Landnutzungssyteme hinsichtlich ihrer Klimawirkung genauer betrachtet, um daraus Handlungsoptionen abzuleiten.
Grafik: Spurengasemissionen in Mio. Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente der Landwirtschaft in Deutschland 2018 (erste Schätzung), Daten: Umweltbundesamt 2019
Gut 7 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland entstehen in der Landwirtschaft. Weltweit werden 13 Prozent der Klimagase durch Ackerbau und Viehhaltung verursacht. Klimarelevant sind die Gase Lachgas, Methan und Kohlendioxid. Lachgas wird freigesetzt durch die mineralische sowie organische Stickstoffdüngung, Viehhaltung und Güllewirtschaft erzeugen Methan. Die Kraftstoffverbrennung der Landmaschinen ist hauptsächlich für die Kohlendioxidfreisetzung verantwortlich.
Treibhausgase werden in Kohlendioxid-Äquivalenten ausgedrückt. Langfristiges Ziel ist eine ausgeglichene Klimagasbilanz. Dazu müssen die Emissionen gesenkt und durch sogenannte Senken ausgeglichen werden. Eine typische Senke in der Landwirtschaft ist der Humuskörper. Humus entsteht durch Ernterückstände, Zwischenfruchtanbau, Pflanzenwurzeln. Pflanzen binden im Wachstumsprozess Kohlendioxid, verbleibt Pflanzenmaterial auf dem Feld und im Boden, wird Kohlendioxid festgelegt. Ziel ist deshalb ein Humusaufbau durch Zwischenfrüchte und fördernde Fruchtfolgen. Ein Humusabbau sollte vermieden werden.
Methan und Lachgas sind, obwohl sie nur in relativ geringen Mengen in der Atmosphäre vorkommen, als Treibhausgase besonders gefährlich. Für die Berechnung in Kohlendioxid-Äquivalente gelten Faktoren für die Gewichtung. In der Landwirtschaft fallen, im Gegensatz zu den anderen Sektoren, vergleichsweise viel Methan und Lachgas an.
Die Gewichtung von Lachgas zu Kohlendioxid beträgt 298 : 1. Lachgas entsteht bei der Denitrifikation, also einem grundlegenden Prozess im Stickstoffkreislauf. Bodenbakterien wandeln Nitrat in die Gase Stickstoff und Lachgas um. Diese entweichen durch die Bodenporen in die Atmosphäre. Eine hohe Stickstoffdüngung korreliert deshalb mit einer hohen Lachgasemission. Hier liegen die Chancen in einer Veringerung der Austräge durch eine angepasste Stickstoffdüngung und durch die Reduktion von Stickstoffüberschüssen. Weitere Einsparpotenziale werden in der Verbesserung von Düngern und Düngetechnik sowie in der Präzisionslandwirtschaft erwartet. Auch die Züchtung von stickstoffeffizienten Pflanzensorten kann zum Klimaschutz beitragen.
Die niedersächsische Landwirtschaftskammer bietet landwirtschaftlichen Betrieben eine Klimabilanzierung an. Hier zeigt es sich, dass Klimaschutz auch finanziell lohnenswert sein kann.
https://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/6/nav/198/article/30009.html
Auf der Seite des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) kann man die einzelnen Parameter und Berechnungsgrundlagen für eine betriebliche Klimabilanzierung einsehen. Es wird ein Handbuch als PDF-Download angeboten, um sich einen Überblick über die Emissionsquellen in landwirtschaftlichen Betrieben verschaffen zu können.
https://www.ktbl.de/themen/klimagasbilanzen/
Die chemischen Formeln
Kohlendioxid (CO2) | Lachgas/Distickstoffoxid (N2O) | Methan (CH4) | Stickstoff (N2) | Nitrat (NO3) | Kohlendioxid-Äquivalent (CO2e)