15. Juni 2018 | Wo Marienkäfer sind, sind auch Blattläuse.
Der insektizide Schutz durch Neonicotinoide gegenüber Blattläusen lässt mit dem Reihenschluss der Rüben nach. Marienkäfer und -larven im Blattapparat der Zuckerrüben belegen einen Befallsdruck, denn sie sind bedeutende Gegenspieler der Blattläuse. In den vergangenen Jahren erhielten rund 10 Prozent der Rüben im Juni eine insektizide Pflanzenschutzmaßnahme. Hauptsächlich wurden Blattläuse bekämpft. Nach dem Verbot der Neonicotinoide entfällt im kommenden Jahr der systemische Langzeitschutz.
Marienkäfer kann man im Mai/Juni in allen ihren Entwicklungsstadien auf den Rübenblättern entdecken. Die schwarze Marienkäfer-Larve fällt durch ihre markante Maserung auf. Die Larven vertilgen 10mal soviele Blattläuse wie die adulten Marienkäfer. Im Puppenstadium verfallen sie in eine mehrtägige Starre. Dann schlüpft der rotgepunktete Marienkäfer. Er vertilgt rund 50 Blattläuse pro Tag.
Blattläuse ernähren sich von den saccharosehaltigen Pflanzensäften. Mit ihrem Saugrüsseln stechen sie in das Pflanzengewebe. In den Rüben vorkommende Blattläuse sind die Schwarze Bohnenlaus und die Grüne Pfirsichblattlaus. Beide haben neben den Rüben noch weitere Wirtspflanzen. Die Schwarzen Bohnenläuse bilden dichte Kolonien an den Blattunterseiten. Bevorzugt werden die jungen Blätter in der Mitte der Blattrosette besiedelt. Die Grüne Pfirsichblattlaus ist sehr selten, aber im Rübenanbau gefürchtet. Sie überträgt ein Virus, das eine Vergilbung der Rübenblätter auslöst. Resistente Zuckerrüben gibt es noch nicht. Seit rund 20 Jahren wurden Blattläuse mit den neonicotinoiden Beizen erfolgreich bekämpft. Deshalb stellen sich Wissenschaftler die Frage, inwieweit die Grünen Pfirsichblattläuse heute noch mit dem Virus beladen sind.
Mit dem Verbot der Neonics entfällt ab der kommenden Rübenaussaat der systemisch wirkende Langzeitschutz gegen Blattläuse. In Insekten-Monitorings wird eine neue Bewertung der Befallssituationen vorgenommen werden müssen. Aber Achtung: Blattläuse können je nach Witterung schon Ende April/Anfang Mai die jungen Pflanzen besiedeln.
Insektizide Behandlungen sollten Nützlinge wie den Marienkäfer und weitere wie Schwebfliegen, Larven von Florfliegen und andere nach Möglichkeit verschonen. Problematisch ist die Resistenzbildung der Blattläuse gegenüber den häufig eingesetzten Pflanzenschutzmitteln. Nach dem Verbot der Neonics ist damit zu rechnen, das sich die Situation weiter verschärft. Denn es bleiben nur noch wenige Pflanzenschutzmittel zur Wahl übrig. Besonders wenn es gilt die Nützlinge zu verschonen. Es lohnt sich einen Anbauberater zu Rate zu ziehen. Denn das Resistenzmanagement wird immer wichtiger und nicht jeder Befall ist zwingend bekämpfungswürdig. Aus dem Ökorübenanbau lassen sich Anbauempfehlungen ableiten um einen Blattlausbefall zu verringern: Eine gute Mulchauflage soll die Einflugrate der geflügelten Bohnenläuse verringern. Eine frühe Aussaat und zügige Jugendentwicklung erzeugt schnell kräftige Pflanzen.
Die PAPA-Erhebungen des Julius-Kühn Instituts zeigen für den Zuckerrübenanbau die geringsten Behandlungsindizes bei Insektiziden. In den vergangenen Jahren waren die Rübenpflanzen bis zum Reihenschluss durch die anpillierten neonicotinoiden Beizen geschützt. Die Neonicotinoide wirken systemisch gegenüber oberirdischen Schadinsekten. Zusätzliche insektizide Behandlungen werden hauptsächlich zur Blattlausbekämpfung durchgeführt, die Behandlungen erfolgen in der Regel im Juni.