Am 20. Februar 2020 begann ein bisher nie dagewesener Absturz des Deutschen Aktienindex DAX. Auslöser war die Coronapandemie mit ihren bis heute nicht abzuschätzenden Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Seit dem Erreichen des Tiefpunkts Mitte März 2020 hat sich der DAX bis heute um weit über 50 Prozent erholt. Anleger, die in der Krise Nerven behalten und ihre Positionen nicht aufgelöst, sondern möglicherweise sogar erweitert haben, sind mit dieser Strategie bisher sehr gut gefahren. Das betrifft nicht nur Anteilsinhaber Deutscher Unternehmen, sondern insbesondere global operierender Unternehmen, die wenig von der Konjunktur einer Region oder eines Kontinents abhängen.
Die allgemeine Marktlage erscheint also durchaus optimistisch, große Indizes weltweit erholen sich langsam. Aber wie geht es dem Agrarsektor? Gibt es in dem Bereich eine relative Stärke gegenüber dem breiten Markt? Gegessen wird schließlich immer, Krise hin oder her. Es wird weiter geerntet, gepflügt, gesät und gedüngt. Die Agrarprodukte werden gelagert, zu Zwischenprodukten gepresst und gemahlen. Aus den Zwischenprodukten werden Verbraucherprodukte hergestellt.
Für einen schnellen Überblick haben wir uns folgende Werte in ihrer Entwicklung seit Jahresbeginn 2020 angeschaut: Den marktbreiten Index Standard & Poor‘s 500 und die Unternehmen Deere & Company, Nutrien Ltd., Archer-Daniels-Midland Company und General Mills, Inc.
Der Aktienindex Standard & Poor’s 500 (S&P 500) bildet die Entwicklung der 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA ab. Dazu gehören bekannte Konzerne wie Microsoft Corporation, The Procter & Gamble Company, The Coca-Cola Company, 3M Company oder Caterpillar Inc., die global aufgestellt sind.
Deere & Company (DE) gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Agrartechnik. Egal, ob Kommunaltraktor oder Knicklenkergigant mit Raupenfahrwerk, Mähdrescher jeder Größenordnung, Pflanzenschutz- oder Futtererntetechnik: John Deere als Markenname ist bekannt und beliebt als leistungsfähiger Vollsortimenter der Agrartechnik.
Nutrien Ltd. (NTR) ist als Name hierzulande weitaus unbekannter. NTR entstand 2018 aus der Fusion von Agrium Inc. und Potash Corporation of Saskatchewan und ist heute der weltweit größte Produzent von Kalidünger und zweitgrößter Produzent von Stickstoffdünger.
Archer-Daniels-Midland Company (ADM) ist ein klassisches Beispiel für die sogenannte „aufnehmende Hand“ von Primärerzeugnissen der Landwirtschaft. ADM gehört zu den weltweit bedeutenden Verarbeitern und Händlern von Getreide, Ölsaaten und Zwischenprodukten für die Futter- und Lebensmittelindustrie, sowie Herstellern von Biotreibstoffen, wie etwa Biodiesel.
General Mills, Inc. (GIS) schließlich ist ein global aufgestellter Hersteller von Lebensmitteln für Endverbraucher. General Mills produziert und vertreibt mehr als 100 Marken auf sechs Kontinenten, viele von ihnen gelten als Marktführer in den jeweiligen Märkten. In Deutschland sind bekannte Marken von GIS zum Beispiel die Premiumeiscreme Häagen Dazs oder die Convenienceprodukte von Knack & Back.
Nach dem Durchschreiten des Krisentals haben sich alle betrachteten Werte wieder erholt. Der Düngerproduzent NTR hinkt allen anderen hinterher und zeigt eine schwache Tendenz. Agrartechnik und aufnehmende Hand zeigen ein stark positives Momentum, sie holen im Vergleich zum breiten Markt stark auf, beziehungsweise haben ihn sogar bereits, wie DE, eingeholt.
Krise? Was für eine Krise? Der Lebensmittelproduzent GIS fällt dadurch auf, dass er eigentlich gar nicht unter der allgemeinen Depression leidet, sondern den Gesamtmarkt seit Jahresbeginn um 20 Prozent outperformt hat. Als der breite Markt in das Krisenloch stürzte, gab es bei GIS einen starken genau entgegengesetzten Nachfragepeak. Lebensmittel sind gefragt!
Börsenkurse spiegeln die Erwartung der Anteilseigner an die Zukunft wider. Gegessen wird immer, und die Grundstoffe dafür müssen produziert werden. Bis auf die Schwäche des Düngerproduzenten sehe ich das starke Momentum bei ADM und DE als voreilendes, mittelfristig positives Signal für den Agrarsektor. Diese kleine Analyse ist auch nicht viel mehr als ein „schneller Blick“, kann jedoch ein Gefühl für die augenblickliche Entwicklung geben.
Daten: Alphavantage, Yahoo! Finance, Seeking Alpha. Bearbeitung: Strube