25. September 2023 | El Niño und die Luftdruckschwankungen im Pazifikraum
25. September 2023 | Es herrschen wieder El Niño-Bedingungen im Pazifik. Das Klimaphänomen El Niño ist gefürchtet und zeigt sich durch anormal hohe Meereswassertemperaturen vor der südamerikanischen Westküste. Ein El Niño hat das Potenzial, die Witterung in vielen Regionen auf der Welt durcheinander zu wirbeln. In humiden Regionen kommt es zu Dürren, trockene Regionen erhalten hohe Niederschlagsmengen. Folgen für die betroffenen Landwirtschaften können Ertragsrückgänge und Ernteausfälle sein.
Grafik: El Niño, klimatische Auswirkungen und wichtige Ackerfrüchte in den betroffenen Regionen
Wie ein El Niño entsteht und vorhergesagt werden kann, ist noch nicht vollständig erforscht. Das Ereignis tritt alle paar Jahre mit unterschiedlichen Abständen und Ausschlägen auf. Im zentralen Pazifik erwärmt sich die Meeresoberfläche in Äquatornähe stärker als normal. Die üblichen Passatwinde - die kühles Meereswasser vom Humboldtstrom vor der Westküste Südamerikas/Perus zum warmen südöstlichen Pazifik bringen - flauen ab und drehen unter Umständen in die entgegengesetzte Richtung. Dann gelangt anormal warmes Meereswasser an die Küsten Mittel- und Südamerikas. Die veränderten Meereswassertemperaturen wirken sich auf die ortsüblichen Hochdruck- und Tiefdruckkonstellationen der sogenannten „Walker-Zirkulation“ im pazifischen Raum aus. Vor der Küste Südamerikas herrscht Hochdruck mit trockener Witterung, im südöstlichen Pazifikraum sorgen Tiefdruckgebiete für hohe Niederschlagsmengen. Herrscht ein El Niño dann kehren sich diese Luftdrucksysteme um. Die komplexen zyklischen Luftdruckschwankungen im pazifischen Raum werden als Southern Oscillation (südliche Schwankung/Schwingung) bezeichnet.
Von den El Niño-Klimakapriolen sind vor allem Südamerika, Südostasien und Nordost-Australien, außerdem entferntere Bereiche Südafrikas sowie Nordamerikas betroffen. Dort kommt es zu Trockenheit bis hin zu Dürre in normalerweise humiden Regionen oder zu hohen Niederschlagsmengen und Unwettern wie in den trockenen westlichen Küstenregionen Südamerikas. In Deutschland und Europa ist davon nur wenig zu spüren. Die veränderten bis extremen Wetterlagen beeinflussen die Landwirtschaften in den betroffenen Regionen. Oftmals sind Preissteigerungen bei Weizen, Mais oder Soja die Folge. Auch der Zuckerpreis kann Aufwind erhalten, wenn zum Beispiel die Rohrernten in Thailand oder Indien aufgrund fehlender Niederschläge geringer ausfallen.
Gegen Ende des Jahres werden in der Regel die höchsten Temperaturanomalien gemessen, danach schwächt sich El Niño wieder ab. Die Meerestemperaturen normalisieren sich oder kehren sich sogar um, bis hin zu anormal kühlen Temperaturen. Dann wird die kühle „La Niña“ mit den Passatwinden zum südöstlichen Pazifik/Südostasien transportiert.
Seit Juni 2023 wird wieder die anormale Erwärmung der Meerestemperatur im Pazifik beobachtet. Wie stark die Wetterwirkungen des derzeitigen El Niños ausfallen werden, kann noch nicht vorhergesagt werden. An den Rohstoffbörsen wird bereits damit spekuliert.