Rübe rein in Rote Gebiete

Rübe rein in Rote Gebiete.

11. Februar 2021 | Seit Januar 2021 gilt die verschärfte Düngeverordnung für die Roten Gebiete. Auf den betroffenen Schlägen muss der ermittelte N-Düngebedarf um 20 Prozent reduziert werden. Für organischen Dünger wurde eine N-Obergrenze festgelegt. Hier erweist sich die Zuckerrübe als sehr günstiges Fruchtfolgeglied. Die Zuckerrübe geht mit Stickstoff effizient um und hinterlässt den Boden nach der Ernte nahezu nitratfrei.

Die Zuckerrübe reagiert im Vergleich zu anderen Ackerfrüchten mit geringeren Ertragsverlusten bei reduzierten Stickstoffgaben. Sie toleriert vorübergehende Stickstoffmangelsituationen besser, die sich zum Beispiel in Trockenphasen ergeben. Während die Rübenerträge mit steigenden Stickstoffgaben erhöht werden, reagieren die Zuckergehalte genau gegenläufig und sinken bei steigendem N-Angebot. Die Stickstoffdüngung wirkt sich direkt auf die Höhe des Melassebildners Amino-N in der Rübe aus. Ökonomisch entscheidend ist jedoch der Geldrohertrag, der aus Rübenertrag und Zuckergehalt/Ber. Zuckergehalt berechnet wird. Daraus ergibt sich für die N-Düngung ein relativ breiter Optimumsbereich. Eine Reduktion von 20 Prozent im N-Düngebedarf kann die Zuckerrübe auch dadurch gut kompensieren, dass sie den während der langen Vegetationsperiode mineralisierten Stickstoff aufnimmt.

Stickstoff wird in erster Linie als Nitrat (NO3) und in geringem Maße als Ammonium (NH4) durch die Pflanzenwurzeln aufgenommen. Nitrat wird als mineralischer Dünger direkt zugeführt oder entsteht im Boden durch die Nitrifikation aus Ammonium.

Nitrat ist sehr mobil und wird im Boden kaum angereichert bzw. gespeichert. Deshalb unterliegt es stark der Auswaschung. Nicht genutztes Nitrat gelangt mit dem Sickerwasser fast 1:1 ins Grundwasser - in erster Linie in den Wintermonaten und abhängig von der Sickerwasserrate des Bodens.

Biomasse, Wirtschaftsdünger und Gründüngung enthalten Stickstoff. Allerdings bestimmen Temperatur und Bodenfeuchte sowie das C/N-Verhältnis des organischen Ausgangsmaterials über die N-Mineralisationrate. Die Zuckerrübe nutzt diesen Stickstoff aus der Mineralisation wie keine andere Fruchtart. Denn sie nimmt über einen langen Zeitraum von Mai bis Oktober kontinuierlich ansteigend Stickstoff auf. Dadurch hinterlässt sie den Boden im Herbst vor dem Winter bis auf einen unvermeidlichen aber geringen Rest nahezu nitratfrei.

Je höher also das N-Nachlieferungspotential einer Rübenfläche eingeschätzt wird, desto geringer kann die Mineraldüngung ausfallen. Für die Zwischenfrucht vor Zuckerrüben können dadurch 20 kg/ha mineralische N-Düngung eingespart werden, für die Düngung mit organischen Düngern nochmals 20 kg/ha.

Die Zuckerrübe stellt somit eine ökologisch wertvolle Fruchtart dar: Sie verbessert innerhalb einer Fruchtfolge die Stickstoffsaldi und verringert die Nitratauswaschung.


Bild oben: Ausschnitt Bodenprofil in LWK-Feldtag Poppenburg 2019, Parabraunerde mit Schwarzerde ca. 60 cm Tiefe unter Getreide

Glossar:

N-Mineralisierung: Der in der organischen Masse gebundene Stickstoff wird mit Hilfe der verschiedenen Mikroorganismen im Boden ammonifiziert (der Prozess ist abhängig von der Temperatur und Bodenfeuchte). Direkt anschließend erfolgt die Nitrifikation. Das Ammonium wird mit Hilfe von Sauerstoff durch die Bodenbakterien Nitrosomas und Nitrobacter in Nitrat umgewandelt (der Prozess ist in erster Linie sauerstoffabhängig und geschieht rasch, auch im Winter. Deshalb liegt Stickstoff im Boden nur in sehr geringen Mengen als Ammonium vor.

 

 


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