Unsere wöchentlichen Besuche der Winterwirte von Blattläusen zeigen die Aktivität der Schädlinge. Der milde Winter hat unterschiedliche Überwinterungsstrategien ermöglicht, sowohl das Eistadium, als auch das Überwintern adulter Tier ist zu beobachten.
Zunehmende Temperaturen und Tageslichtlänge, und vermutlich Duftstoffe der schwellenden und sich öffnenden Knospen an den Winterwirten signalisieren den Tierchen, dass es Zeit wird, sich für den Sommerwirt bereit zu machen. Zunächst erfolgt eine Vermehrung ungeflügelter Exemplare auf dem Winterwirt. Bei ausreichender Anzahl und guten Umweltbedingungen "schalten" die Tiere auf geflügelte Nachkommen um, deren Aufgabe es nun ist, Sommerwirte aufzusuchen und Kolonien zu bilden.
Auf Pfirsichbäumen in den Landkreisen Wolfenbüttel und Helmstedt haben wir in der Kalenderwoche 12 reichlich agile Grüne Pfirsichblattläuse gefunden, die sich zurzeit ungeflügelt vermehren. Sobald diese später geflügelt abfliegen, können wir das recht genau an den dort platzierten Gelbtäfelchen (Foto unten) feststellen. Am Pfaffenhütchen findet man reichlich Eier und wenige ungeflügelte Exemplare der Schwarzen Bohnenlaus. Sehr gute Bilder dazu gibt es vom Pflanzenschutzdienst der LWK Nordrhein-Westfalen, veröffentlicht bei LIZ.
Die ersten geflügelten Exemplare der Schwarzen Bohnenlaus waren hier bereits auf Holunderbüschen in Feldrandhecken zu finden, jedoch war noch keine Koloniebildung zu beobachten. Für die Zuckerrübe bedeutet das, dass ab dem Auflaufen auch Schädlingsdruck von Seiten der Blattlaus herrscht, also Augen auf nach dem Auflaufen! Mit Gelbtäfelchen lässt sich der Zuflug gut feststellen.
Bemerkenswert ist gleichzeitig auch das Vorhandensein von Nützlingen. So lassen sich bereits in sonnigen Lagen Marienkäfer (Foto unten) beobachten, und die erste Generation Schwebfliegen, die an Frühblühern, wie z. B. Schwarzdorn und Kornelkirsche, nach Pollennahrung suchen.
Die Notfallzulassung der Pflanzenschutzmittel Carnadine, Mospilan SG und Danjiri mit dem Wirkstoff Acetamiprid ist aufgrund der geringen verfügbaren Menge nicht mehr als ein Trostpflaster, und sollte als letztes Mittel begriffen werden. Details dazu sind auf der Webseite des BVL nachzulesen.
Neulich sagte ein Nichtagrarier zu mir: "Na, ihr müsst ja, ob ihr wollt, oder nicht". So ist es. Eine Produktionsstraße kann man anhalten oder verlangsamen. Die Natur nicht. Trotz aller zurzeit vorherrschenden Unsicherheit bezüglich der Entwicklung von Covid-19 wünschen wir Ihnen in diesem Sinne gute Stimmung und eine erfolgreiche Aussaat.