Wir arbeiten daran: SBR - und Stolburtolerante Zuckerrübensorten
Die Entwicklung von SBR- und Stolburtoleranten Sorten ist zurzeit die größte Herausforderung für uns als Zuckerrübenzüchter. Denn der Schaderreger ist in beiden Fällen ein Bakterium und im Gegensatz zu den bekannten Rizomania- und Vergilbungsviren oder zu Rübennematoden noch wenig erforscht. Dazu kommt, dass der Überträger, die Schilf-Glasflügelzikade sich außerordentlich dynamisch ausbreitet und ein enormes Vermehrungspotenzial aufweist. Die beiden Erreger ´Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus´ (SBR; γ-3-Proteobacteria) und ´Candidatus Phytoplasma solani´(Stolbur; ein zellwandloses Bakterium) haben hohe Zuckergehalts- bzw. Ertragsverluste für die infizierten Zuckerrüben zur Folge. Unter den bestehenden Sorten konnte schnell festgestellt werden, dass es weniger anfällige Genetiken gibt und eine Entwicklung von toleranten Sorten möglich ist.
Wir müssen nun zunächst neue Untersuchungsmethoden erarbeiten. Diese sind die Grundlage, um unter standardisierten Bedingungen unsere Genetiken im Feld, im Gewächshaus und im genetischen Labor testen zu können. Dafür müssen wir zum Beispiel das unterschiedliche Schadbild von SBR und Stolbur im Feld sicher evaluieren können. Wir untersuchen unsere Genetiken und deren Verhalten im Feld und in Biotests und verbinden diese Daten mit unseren genetischen Analysen. Genetische Marker können die Toleranz frühzeitig erkennen.
Dr. Bettina Müller
Pflanzenzüchtung / Data Science
Der toleranten Sorte auf der Spur.
Dr. Bettina Müller: „Wir haben in diesem Jahr unsere Züchtungskapazität in Süddeutschland weiter erhöht und testen unter SBR- und Stolburbedingungen. Im kommenden Jahr werden wir zusätzlich eine Parzellenanlage in Ostdeutschland anlegen.
Wir bonitieren alle unsere Versuchsparzellen wöchentlich ab Beginn des Zikadenfluges und befliegen sie auch mit der Drohne. Hier setzen wir verschiedene Sensoren ein, wie RGB, thermal und multispektral. Aus all diesen Daten möchten wir einen Klassifikator für SBR und Stolbur entwickeln. SBR kann man durch den Gelbanteil über die Versuchsparzelle bestimmen. Stolbur kann man daran erkennen, ob die Pflanze ähnliche Symptome wie Trockenstress zeigt. Durch die wöchentliche Betrachtung können wir die Entwicklung der Krankheit für jede einzelne Genetik genau beschreiben."
Dr. Maria Köhler
Pflanzenzüchtung / Phytopathologie
Die Zikade wird erforscht.
Dr. Maria Köhler: „Wie viele verschiedene offizielle Stellen wie die Landwirtschaftskammern oder Arbeitsgemeinschaften, etablieren wir ein Zikadenmonitoring für unsere Feldversuchsstandorte mit Klebetafeln. Hier versuchen wir gemeinsam mit der Firma Pessl eine elektronische Falle zu entwickeln, die die Klebetafeln täglich erfasst und die Schilf-Glasflügelzikade in Zukunft selbst erkennen und zählen soll. So halten wir Zuflug und Befallsdruck durch die Zikaden fest.
Desweiteren untersuche ich zum Beispiel, wie auch andere Forschungseinrichtungen, Zikaden und krankes Pflanzenmaterial auf das Bakterium und das Phytoplasma. Bisher zeigte sich, dass Stolbur meist in Kombination mit SBR auftritt. Dagegen kommt SBR auch allein vor, besonders in Sachsen-Anhalt und Sachsen. Hier besteht aber noch weiterer Forschungsbedarf für endgültige Aussagen."